Am 26. Januar 2000 veröffentlichte das W3C den XHTML 1.0-Standard, eine
überarbeitete Version erschien am 1. August 2002. Basierend auf HTML 4.01
hatte das W3C den HTML-Standard weiter entwickelt und vor allem versucht,
Ungereimtheiten und »Sünden« von HTML 4.01 auszumerzen. XHTML sollte vor allem
auch die Kriterien von XML erfüllen und verlangt von daher »wohlgeformte«,
saubere Quelltexte.
Im Rückblick kann man XHTML 1.0 als die Wende zu einem qualitativ besseren Web bewerten. Die Aufgabe der Webentwickler war es nicht mehr, Webseiten »irgendwie« zu realisieren, sondern auch qualitativ hochwertig. Eines der wenigen, objektiven Qualitätskriterien einer Webseite ist korrekter Quelltext, den Validatoren beispielsweise vom W3C oder Validome überprüfen können. Über die Validierung und einen fehlerfreien Quelltext haben Webentwickler die Möglichkeit, ein objektives Kriterium zu erfüllen und damit ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen.
Auch die »Strenge« von XHTML trug zur Steigerung der Qualität im Web bei. HTML 4.01 war wie ein Kessel Buntes, wo mitunter HTML-Elemente rein zur Gestaltung zur Verfügung standen oder auch Layout-Eigenschaften über HTML-Attribute gesteuert werden konnten. XHTML brachte »Ordnung« in die Quelltexte: Das neue HTML diente ausschließlich der Struktur und lieferte Inhalte. Über CSS, komplett vom HTML entkoppelt, kann eigenständig ein Layout realisiert werden. JavaScript als dritte Komponente übernimmt die Verbesserung der Bedienung, sprich: der Usability.
In den ersten fünf Jahren des Jahrtausend setzten sich immer mehr Webseiten nach dem XHTML-1.0-Standard durch. Dieser Standard stand gleichzeitig für die besser werdende Qualität im Web. Barrierefreiheit wurde langsam ein Thema, was letztendlich mit dem semantischen Web einhergeht, da ohne sinnvoll eingesetzte HTML-Elemente Screenreader- oder Braillezeilennutzer kaum eine Chance haben, eine Webseite effektiv zu nutzen.
Letztendlich haben Suchmaschinen wesentlich dazu beigetragen, dass Webseiten
immer besseres HTML und damit eine bessere semantische Struktur bekamen. Anfang
des Jahrtausends hat man sich über meta
-Tags wie keywords
und description
Gedanken gemacht, um Seiten in den Suchergebnissen
nach vorne zu bekommen. Google & Co. kamen jedoch schnell dahinter, dass der
Inhalt der meta
-Tags nicht zwingend was mit dem Inhalt der Webseite
zu tun haben muss. So waren »Porno« oder »Sex« sehr beliebte Schlüsselwörter,
lediglich um Suchmaschinen anzulocken, selbst wenn die Seite einen
Kaninchenzüchterverein repräsentierte.
Heute gehört zu den Grundlagen der Suchmaschinenoptimierung, den <title>
jeder einzelnen Seite gut zu wählen und jede Seite mit einer aussagekräftigen
<h1>
zu versehen. Der Einfluss der meta
-Tags auf das
Ranking ist nur noch marginal, wenn überhaupt relevant. Google beispielsweise
berücksichtigt das meta
-Tag keywords
gar nicht mehr für den Aufbau des Suchindexes.
So war es nicht unbedingt die Liebe zu Quelltexten, welche die Qualität der Webseiten
verbesserte, sondern die Anforderung an den Webentwickler, Seiten bei Suchmaschinen auf
die erste Ergebnisseite bringen zu müssen.
Was die Weiterentwicklung des HTML-Standards betrifft, schien in der Mitte des ersten Jahrzehntes nicht mehr sonderlich viel zu passieren. Der XHTML-Standard war solide und hatte alles, was Webentwickler brauchten und Browser zu jener Zeit unterstützten. CSS 2.1 war ebenfalls recht stabil, die meisten Eigenschaften konnten zuverlässig eingesetzt werden, obwohl das W3C diesen Standard erst 2011 (!) zur offiziellen Empfehlung erklärte.
Das W3C beschäftigte sich derweil mit der Entwicklung von XHTML 2.0, um HTML noch besser und sauberer zu machen. Allerdings wurde seit 2004 die Kritik immer lauter, welche die recht starre Herangehensweise des W3C und die Stringenz des Standards anprangerte. So schlossen sich Entwickler von Opera, Apple und Mozilla zusammen und gründeten die WHATWG (Web Hypertext Application Technology Working Group) mit dem Ziel, neue Konzepte zu entwickeln und den Funktionsumfang von HTML aufzustocken: Web Forms 2.0 und Web Apps 1.0. Beide Konzepte entstanden anfangs als Erweiterungen zu HTML. Später entschied man sich, die neuen Konzepte zusammenzufassen und unter einen übergreifendem Namen laufen zu lassen: HTML5.
Lesen Sie weiter: Teil 3: Es kann nur einen Standard geben!