Gerade was CSS3 betrifft: An einzelnen Modulen des CSS3-Standards wird noch kräftig gearbeitet und sie unterliegen regelmäßigen Veränderungen, sodass diese Module noch weit entfernt von der »offiziellen Empfehlung« sind.
Einige CSS3-Eigenschaften können bereits seit langem zuverlässig eingesetzt
werden. Beispielsweise overflow-x
und
overflow-y
sind Eigenschaften, die schon der
Internet Explorer 6 unterstützte. Aber auch neuere Eigenschaften wie
border-radius
oder
box-shadow
werden von aktuellen Browsern derweil ohne Vendor-Präfix unterstützt, dass
diese getrost eingesetzt werden können (wenn man den Kompromiss eingeht, dass
der Internet Explorer 8 keine runden Ecken und keinen Schlagschatten bekommt).
Andere Eigenschaften wie wie grid-columns
oder
grid-rows
sind noch so experimentell, dass es
auch nicht ausgeschlossen ist, dass diese wieder aus dem Standard verschwinden.
text-outline
ist ein Beispiel dafür. Diese Eigenschaft wurde
aus dem Standard entfernt. Und es gibt derweil Eigenschaften, wie beispielsweise
hyphenate-character
, die nicht entfernt wurden, sondern in einer
Version 4 von CSS berücksichtigt werden soll (Obwohl dies eher danach klingt,
dass man sich nicht einigen konnte, die Eigenschaft ersatzlos zu streichen).
Legt man die Entwicklungszeit von CSS 2.1 zugrunde (2002 - 2011), dürfe CSS3 noch Jahre auf sich warten lassen und es noch einige Zeit dauern, bis der Standard zur offiziellen W3C-Empfehlung wird.
Eine Veränderung in der Webentwicklung ist auch bei der Rollenvereitlung von
HTML für Struktur, CSS für Layout und JavaScript für die Verbesserung der
Bedienbarkeit zu vermuten. HTML5 und CSS3 übernehmen in Zukunft Funktionen,
die in der Vergangenheit nur über JavaScript realisierbar waren. Das oben
genannte autofocus
-Attribut oder eine Transition zum animierten
Aufklappen einer Box, also Funktionalitäten einer Webseite, können perspektivisch
auch über HTML beziehungsweise CSS umgesetzt werden.
Eine klare Aufgabenvereitlung von Struktur (HTML), Verhalten (JavaScript) und Layout (CSS) wird durch die neuen Standards wieder durchbrochen. Für bestimmte Anforderungen wird es in Zukunft zusätzliche Lösungsansätze geben, so dürfe die Anzahl der »Best-Practices« für ein und dasselbe Problem auch ansteigen ;-).
Dennoch setzen HTML5 und CSS3 ein deutlichen Fokus: Die Nutzbarkeit einer Seite soll verbessert werden, beispielsweise durch intelligente Formularfelder. Und die Möglichkeiten der Gestaltung werden umfangreicher, die den Besuch einer Webseite ansprechender machen.
Es geht nicht mehr um hübsche Quelltexte, wie es XHTML zum Ziel hatte, sondern darum, Seiten zu entwickeln, die den Webseitenbesuchern gerecht werden. Und nur das kann der Anspruch an eine Webseite sein: Die Bedienung muss komfortabel und zugleich einfach sein, dass Einkäufe intuitiv abgewickelt werden können oder es einfach Freude macht, eine Seite zu besuchen.
Wie Webdesign im Jahre 2020 oder auch schon in 2015 aussehen wird, ist schwer und nicht zuverlässig zu prognostizieren. Flash gehört der Vergangenheit an. Ob jQuery seine jetzige Rolle behält, sei dahin gestellt.
Letztendlich kennt noch keiner die Techniken, die in den nächsten Jahren hinzukommen werden. Es bleibt deshalb ein spannendes Webzeitalter. Was nicht verwunderlich ist, denn die Branche ist noch jung, und die Entwicklung der letzten zehn Jahre hätte so sicherlich niemand vorausgesehen.
© 2013 - Stephan Heller [daik.de]