Die im Teil 3 dieses Artikels beschriebenen Beispiele für Neuerungen in HTML5 werfen die Frage auf, was von HTML5 kann man heute bereits einsetzen. Da diese neuen Elemente beziehungsweise Attribute von den verschiedenen Browsern noch mäßig unterstützt werden, muss beim Einsatz genau geprüft werden, was vertretbar für den Praxiseinsatz ist und ob der Nutzen den Aufwand rechtfertig, welcher für die Entwicklung der Fallbacklösungen entsteht.
Die Tätigkeit der Webentwickler dürfte sich aber mit HTML5 verändern: Wo früher gegen die Schwächen des Internet Explorer 6 gekämpft wurde, ist es in Zukunft die Aufgabe, zu prüfen, welche HTML5-Elemente in der Praxis mit gutem Gewissen eingesetzt werden können, ohne dadurch eine Seite für alte Browser unbrauchbar zu machen.
Für den neuen CSS-Standard gilt Ähnliches, aber nicht in einer Dimension wie für HTML5. CSS3 (wird vom W3C seit 2000 entwickelt) umfasst über doppelt so viele Eigenschaften wie CSS 2.1. Vor allem Transitions, Animations und Transformations bringen Bewegung in die Weboberfläche. Mouseover-Effekte müssen nicht mehr über aufwendiges JavaScript realisiert werden, sondern sie sind jetzt Bestandteil der Stylesheets. Hier ist die mangelnde Unterstützung älterer Browser kein Drama. Wenn ein Effekt nicht angezeigt wird, wird die Nutzbarkeit einer Seite in der Regel nicht eingeschränkt.
Transitions oder Animations sind in der Tat sehr vielversprechend: Komplette Diashows oder Akkordeons lassen sich durch diese CSS-Eigenschaften realisieren. Damit konkurrieren in Zukunft Stylesheets mit jQuery. Ladezeiten spielen wegen Smart-Phones und geringer Bandbreite von Mobilfunknetzen wieder eine Rolle. Jeder Frontendler sollte von daher kritisch abwägen, ob das Einbinden einer großen jQuery-Bibliothek gerechtfertigt ist, obwohl derselbe Effekt mit wenigen Zeilen CSS zu realisieren ist.
Obendrein: Bei JavaScript sollte stets ein Fallback angeboten werden, CSS hingegen benötigt kein Fallback, da moderne Browser dieses auch bei restriktiven Sicherheitseinstellungen nicht unterdrücken.
Dass CSS3 jQuery ablösen wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich. jQuery wird derweil bei fast jeder größeren Webseite eingebunden, dass vielen eine Umstellung auf CSS erst gar nicht in den Sinn kommt und diese nicht in Betracht gezogen wird. Allerdings ist die CSS3-Unterstützung des Internet Explorer 10 recht gut. Das wiederum könnte die Tätigkeit der Webentwickler und den Einsatz von CSS3 wesentlich verändern.
In der Praxis kann man von daher gespannt sein, wie neue CSS3-Eigenschaften die tägliche Arbeit von Webentwicklern verändern werden, da jetzt mehr über CSS anstelle von JavaScript und jQuery realisiert werden kann. Aber es ist auch nicht zu erwarten, dass CSS3 die Tätigkeit von Webdesigner auf den Kopf stellen wird.
Wie die Web-Welt in fünf Jahren aussehen wird, wird wahrscheinlich von anderen Kriterien bestimmt.
Anhand der CSS-Eigenschaft position
und dem Wert fixed
kann man gewagt eine Prognose für die Zukunft stellen. Alleine die Tatsache,
dass der Internet Explorer 6 fixed
für
position
nicht unterstützte, galt als
Ausschlusskriterium für diesen Wert. Die Idee von Framesets, die zur
Jahrtausendwende auf jeder zweiten Webseite zu finden waren, kann man heute
leicht über position: fixed
realisieren. Macht jedoch niemand,
da fixed
aufgrund des IE 6 als nicht brauchbare Eigenschaft galt
und als solche bei vielen Entwicklern abgespeichert ist.
Dieses Schicksal kann ebenfalls neuen Top-Features, sowohl aus HTML5 oder CSS3, widerfahren. Sollte ein Browser mit hohem Marktanteil ein bestimmtes HTML-Element oder eine neue CSS-Eigenschaft nicht unterstützen, kann es dazu kommen, dass diese sich nie in der Praxis etablieren werden.
Lesen Sie weiter: Am CSS3-Standard wird noch fleißig gearbeitet